Zahnpasta und das Mikrobiom: Wie unsere Zahnpflege das empfindliche Gleichgewicht im Mund beeinflusst

1024 683 Zahnarztpraxis Dr. Kußmaul in Kandel. Hier entsteht Ihr Lächeln!

Zähneputzen ist Routine. Zwei Mal täglich schrubben, spülen, fertig. Dabei übersehen wir leicht, dass wir nicht nur Beläge entfernen – wir betreiben jeden Tag ein bisschen Mikrobiom-Management. Denn auf Zähnen, Zahnfleisch und Zunge tummeln sich Milliarden Mikroorganismen, die unsere Gesundheit stärker beeinflussen, als den meisten bewusst ist.

Das Mikrobiom im Mund: Mehr als nur Bakterien
Über 700 verschiedene Bakterienarten, dazu Viren, Pilze und andere Kleinstlebewesen bevölkern unseren Mund. Gemeinsam bilden sie die orale Mikrobiota. Viele dieser Mikroorganismen sind keine Gegner, sondern unsere Verbündeten:

  • Sie helfen beim Abbau von Speiseresten.
  • Sie neutralisieren schädliche Säuren.
  • Sie schützen Zahnfleisch und Schleimhäute vor Krankheitserregern.
  • Sie trainieren unser Immunsystem.

Aber: gerät dieses fein austarierte Ökosystem aus dem Gleichgewicht, übernehmen schädliche Keime das Kommando. Die Folge: Karies, Gingivitis, Parodontitis – und unter Umständen sogar Auswirkungen auf den gesamten Körper.

Dysbiose: Wenn das Gleichgewicht kippt
Die Ursachen für eine gestörte Mundflora sind vielfältig:

Zuckerreiche Ernährung (Futter für Kariesbakterien)

  • Rauchen
  • Medikamente (z.B. Antibiotika)
  • Schlechte Mundhygiene
  • Allgemeinerkrankungen wie Diabetes

Studien zeigen: Eine ungesunde Mundflora steht mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar Frühgeburten in Verbindung. Was im Mund beginnt, bleibt also selten nur dort.

Zahnpasta als Mikrobiom-Manager
Hier kommt Ihre Zahnpasta ins Spiel. Ihre Inhaltsstoffe beeinflussen das bakterielle Gleichgewicht unmittelbar:

Gut fürs Mikrobiom:

  • Fluorid stärkt den Zahnschmelz und hemmt Kariesbakterien.
  • Probiotische Zusätze fördern nützliche Bakterien.
  • Ätherische Öle wirken mild antibakteriell und entzündungshemmend.

Problematisch bei Übermaß:

Stark antibakterielle Wirkstoffe (z.B. aggressive Antiseptika) können auch nützliche Bakterien dezimieren.

Schaumbildner wie SLS (Natriumlaurylsulfat) können die Schleimhäute reizen und das Gleichgewicht stören.

Deshalb: Nicht jede Zahnpasta passt zu jedem Mund.

5 praktische Tipps für ein glückliches Mundmikrobiom

  1. Fluorid ja – aber nicht übertreiben: Fluorid schützt zuverlässig. In der Regel reichen 1.000–1.500 ppm Fluorid in der Zahnpasta.
  2. Sanft putzen: Aggressives Schrubben schadet Zahnfleisch und Pellikel. Besser: sanfte Technik und weiche Borsten.
  3. Interdentalräume reinigen: Zahnseide oder Interdentalbürstchen sind Pflicht – dort lauern die hartnäckigsten Keime.
  4. Zunge nicht vergessen: Ein Zungenschaber hilft, Beläge und Bakterienfilm zu reduzieren.
  5. Vorsicht mit antibakteriellen Mundspüllösungen: Nur gezielt und zeitlich begrenzt anwenden, am besten nach Rücksprache mit dem Zahnarzt.

Die Zukunft: Smarte Zahnpasten
Die Forschung arbeitet längst an „intelligenten“ Zahnpasten, die nicht mehr alle Keime bekämpfen, sondern gezielt schädliche Bakterien blockieren und nützliche fördern. Erste probiotische und präbiotische Formulierungen sind bereits auf dem Markt – ein spannendes Feld für die nächsten Jahre.

Balance statt Bakterienbekämpfung
Die Vorstellung, dass der beste Schutz für unsere Zähne ein möglichst keimfreier Mund ist, gilt heute als überholt. Ein gesundes Mikrobiom braucht Vielfalt und Balance. Die richtige Zahnpasta unterstützt dieses Gleichgewicht – zusammen mit einer guten Putztechnik, bewusster Ernährung und regelmäßigen Kontrollen beim Zahnarzt.

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